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Sami - Schubladen

  • willkommendahoam
  • 17. Juni 2015
  • 2 Min. Lesezeit

Damals in Eritrea haben die Eltern von Sami sich ein Schränkchen mit Schubladen gekauft und neben ihr Bett gestellt. In der Nacht schlich sich Sami in das Zimmer und holte das Schränkchen zu sich. Am Morgen entdeckte der Vater, dass das Schränkchen verschwunden war und brachte es zurück an seinen ursprünglichen Platz. Doch in der nächsten Nacht holte sich Sami das Schränkchen wieder. Da kauften ihm die Eltern ein eigenes Schränkchen.

Als ich Sami letztens fragte, was er sich wünschte, sagte er: "Eine Schublade". Die Container, in denen die Jungs wohnen, sind sehr spärlich eingerichtet. In einem 14-Quadratmeter-Raum mit weißer Decke, weißen Wänden und hellem Boden, stehen zwei graue Metallbetten, zwei helle Metallspinde, ein weißer 80x80-Tisch, zwei Stühle, ein weißer Kühlschrank und zwei Neonröhren. Für einen kurzen Aufenthalt ist diese Einrichtung ausreichend. Doch diese 14 Quadratmeter sind keine Übergangslösung. Sie sind das ganze Zuhause zweier Buben - wahrscheinlich für die nächsten 1,5 bis zwei Jahre. Sie sind Wohnzimmer, Schlafzimmer, Arbeitszimmer und Speisekammer. Und da es außer den schmalen Spinden keinen Stauraum gibt, stehen Geschirr, Lebensmittel, Schulsachen, Spiele, Medikamente und Kochtöpfe auf dem Boden. Die Dreckwäsche stapelt sich auf der sauberen Kleidung im Spind. Es gibt keinen Platz, an dem die wenigen persönlichen Besitztümer verstaut werden könnten.

Und nun wünscht sich Sami also eine Schublade. Eine Schublade, die wie damals in Eritrea neben seinem Bett steht. Oder irgendwo im Container. Hauptsache eine Schublade.

Die Suche nach einem passenden Schränkchen gestaltet sich gar nicht so einfach. Der Container ist eng und die Jungen haben kaum Geld. Der MALM-Nachttisch von Ikea würde genau zwischen die beiden Betten passen, doch 29 Euro sind viel Geld, wenn man keines hat. Und so haben wir schließlich nach Menschen gesucht, die bereit sind ein solches Nachtkästchen zu verschenken oder für einen geringen Betrag zu verkaufen. Und wir hatten riesiges Glück. Inzwischen haben wir für jeden der Container ein Schränkchen und damit jeder der Buben eine Schublade. Den ersten Nachttisch hat Sami bekommen. Er hat seine Schublade mit viel Hingabe eingeräumt.

Eine Schublade als ein erster Schritt zu ein bisschen Normalität. Ein wenig Heimatgefühl in einem weißen, neongrell erleuchteten Container.

Nun sind wir auf der Suche nach Kommoden und Regalen, damit die Jungen endlich auch ihre Kleider, Schulsachen, Kochutensilien und Lebensmittel verstauen können.

 
 
 

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